OSTEOPATHIE
„Leben ist Bewegung“ – A. T. STILL, BEGRÜNDER DER OSTEOPATHIE ( 1828–1917)
Muskuläre Verspannungen und Gelenkblockaden führen bei Pferden zu Bewegungseinschränkungen. Diese ziehen Fehlbelastungen von Gelenken nach sich und können somit zu einem vorzeitigen Verschleiß von Sehnen und Bändern führen. Dies zeigt sich beim Pferd in unklaren Lahmheiten und Taktunreinheiten im Gangbild, Schweifschiefhaltung und/oder Unfähigkeit von Biegung und Stellung u. v. m. Das sind allerdings nicht nur Auslöser für die Einschränkungen, sondern oft die Summe verschiedener negativer Einflüsse, die das Pferd aus dem Gleichgewicht bringen.
OSTEOPATHIE – „HEILEN MIT HÄNDEN“
Pferdeosteopathie bringt den Körper des Tieres auf sanfte Weise in das natürliche Gleichgewicht zurück. Bei der Osteopathie handelt es sich um eine ganzheitliche, sehr sanfte und rein manuelle Heilmethode, bei der auf Medikamente vollkommen verzichtet wird. Das osteopathische Prinzip besteht insbesondere in der Behebung von Störungen der Körpermechanik, vorwiegend durch manuelle Techniken. Gleichzeitig werden die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
EINSCHRÄNKUNGEN IM BEWEGUNGSAPPARAT
Indikation für muskuläre Probleme sind Funktionseinschränkungen und können zu Schmerzen des Bewegungsapparats führen, die sich durch folgende Symptome zeigen können:
- ungeklärte Lahmheiten
- Schweifschiefhaltungen
- Festliegen
- Taktfehler
- Sehnen-/Muskelproblematiken
- Muskelatrophie/Verhärtung
- Headshaking
- Stolpern
- Probleme im Umgang (beim Satteln, Probleme beim Hufegeben etc.)
- Rittigkeitsprobleme wie: „unter dem Reiter weglaufen“, buckeln, Steifheit, Anspringen im falschen Galopp, Schweifschlagen, Probleme beim Rückwärtsrichten
Jede Lahmheit Ihres Pferdes sollte vorab tierärztlich abgeklärt und auf akute Traumen hin untersucht werden: Frakturen, Fissuren, Blutergüsse, Blutungen & Verletzungen an Bändern, Sehnen und Muskeln.
Wie läuft eine Behandlung bei mir ab?
Jede Behandlung ist individuell auf das Pferd und seine Thematik abgestimmt. Daher gibt es kein festes Konzept für eine Behandlung. Generell beinhaltet ein Termin für die Pferdeosteopathie aber immer eine Anamnese, Inspektion mit Ganganalyse sowie eine therapeutische Diagnose und Behandlung Ihres Pferdes.
Im einzelnen sieht das dann so aus:
Anamnese: Das gemeinsame Gespräch davor
Vor der Behandlung starte ich mit der Anamnese, dabei stellen Sie mir ihr Pferd kurz vor, beschreiben aktuelle Beschwerden und geben tierärztliche Befunde weiter. Von großer Bedeutung sind für mich Unfälle und Verletzungen in der Vorgeschichte des Pferdes, diese Traumata können selbst Jahre später noch Auswirkungen zeigen. Interessant ist auch immer die zeitliche Entwicklung der Erkrankungen, um so eventuell der Ursache schneller auf den Grund zu kommen.
Inspektion: Das Pferd in Ruhe und in Bewegung beurteilen
Im zweiten Schritt schaue ich mir Ihr Pferd im Stand an. Ich verschaffe mir einen ersten Eindruck vom Bewegungsapparat Ihres Pferdes – Gelenke, Muskulatur, Hufstellung, Schonhaltung – und auch über das psychische Wohlbefinden.
Im Anschluss führen Sie Ihr Pferd in Bewegung vor, idealerweise im Schritt und Trab. Im Schritt sind muskuläre Probleme besonders gut zu erkennen, im Trab eher Gelenkprobleme. Das Pferd wird einmal im Schritt auf hartem Boden am Halfter oder Kappzaum mit lockerem Führstrick geführt. Dann im Schritt und Trab, ggfs. auch im Galopp an der Longe und auf weichem Boden vorgestellt, ebenfalls mit Halfter oder Kappzaum, jedoch ohne Ausbinder. Das ist wichtig, um die Kopfbewegung Ihres Pferdes beurteilen zu können.
Wenn Rittigkeitsprobleme oder Zügellahmheiten bestehen, dann schaue ich mir das Pferd zusätzlich noch unter dem Sattel an. Bei Bedarf das Sattelzeug und sonstiges Equipment, das im Training mit dem Pferd benutzt werden.
Untersuchung, Diagnose & therapeutische Behandlung
Meine Fragen an Sie und die Inspektion des Pferdes liefern mir erste Hinweise. Erst dann beginnt der Untersuchungsgang am Pferd aus physiotherapeutischer und osteopathischer Sicht: die Beweglichkeit aller Gelenke wird getestet, parallel dazu wird mit den Händen das Gewebe wie Muskulatur, Bänder und Faszien untersucht. Dadurch werden Bewe-gungseinschränkungen und Spannungen aufgespürt und das betroffenen Gewebe mit sanften osteopathischen Techniken und ohne Manipulation gelöst.
Im Rahmen einer Behandlung schaue ich mir immer das gesamte Pferd an, da auch weiter entfernte Läsionen (Blockaden) sich an ganz anderen Körperregionen bemerkbar machen können. So ist es z.B. möglich, dass ein Problem am Genick des Pferdes zu einer Lahmheit führt. Wie umfassend eine Behandlung ist, hängt auch immer von der Kooperation des Pferdes ab. Generell bin ich der Ansicht, dass Pferde sich nicht grundlos widersetzen, sondern in 95% der Fälle körperliche Ursachen verantwortlich sind.
Eine therapeutische Behandlung dauert bei mir zwischen 60 bis 90 Minuten. In diesem Zeitrahmen kann ich zu einem sinnvollen Abschluss einer Behandlung kommen, ohne die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit Ihres Pferdes zu überfordern. Ein positiver Abschluss bleibt im Gedächtnis des Pferdes und macht jede Folgebehandlung leichter.
Und nach der Behandlung?
Nach der Behandlung bespreche ich mit Ihnen meine therapeutischen Befunde. Gerne gebe ich Ihnen Tipps fürs Training und Übungen mit, um Ihr Pferd langfristig zu stabilisieren. Schon mit wenig Zeitaufwand können Sie bei Ihrem Pferd eine positive Entwicklung erreichen. Begleitend lässt sich dann individuell auch beurteilen, ob möglicherweise noch andere Therapieformen wie Taping, EQUISPA®, NeuroStim® in Frage kämen.
Wie oft osteopathisch Behandeln?
Eine gute Frage und nicht pauschal zu beantworten! Das ist von vielen Faktoren abhängig, wie Alter des Pferdes, Trainingszustand und Vorgeschichte, um nur einige aufzuzählen. Wesentlich ist es, dass Sie das Gefühl dafür bekommen, wenn sich Ihr Pferd nicht mehr harmonisch in der Bewegung zeigt. Hält dieser Zustand über eine gute Woche an oder verschlechtert sich gar, dann sollte man das zumindest vom Pferdeosteopathen einschätzen lassen.
Wichtige Hinweise:
Ihr Pferd kann innere, organische Probleme oder Gelenkserkrankungen kompensieren. Wenn ich keine oder unvollständige Vorberichte erhalte, oder Vorerkrankungen nicht bekannt sind, kann es passieren, dass durch meine Behandlung der eigentliche Schmerz und/oder die Erkrankung des Pferdes erst ersichtlich wird. Ich behandle immer nach besten Wissen und Gewissen. Ich höre immer auf, wenn ich den Eindruck habe, dass ich den Organismus des Pferdes überfordere. Doch die Gefahr, dass ein primäres Problem durch eine gelöste Sekundärläsion zum Vorschein kommt, lässt sich nie ganz ausschliessen.
Wiederkehrende Blockaden und Muskelverspannungen:
Manchmal kommt es zu wiederkehrenden Blockaden und Muskelverspannungen, da zum Beispiel der Magen des Pferdes erkrankt ist. Organische Funktionsstörungen stehen auch im engen Zusammenhang mit der Brutwirbelsäule Stressbedingte Ursachen können zum Beispiel sich durch Zähneknirschen, knabbern an Gegenständen und Koppen zeigen, dadurch wird der Kaumuskel überbelastet und dies kann zur Kompression des Kiefergelenkes führen.
Werden diese Umstände nicht gefunden und beseitigt, wird Ihr Pferd immer wieder unter der gleichen Blockade leiden.
Mögliche Faktoren wie falsche Fütterung, Stress und Anzeichen für einen erkrankten Stoffwechsel werden wir gemeinsam erörtern.
Um ein Problem langfristig abzustellen, muss man unter Umständen auch noch weitere Beteiligte im Umfeld des Pferdes zu Rate ziehen, zusammen analysieren und gemeinsam eine umfassende Therapie-Lösung finden.
Unverzichtbar für die Erzielung eines nachhaltig positiven Ergebnisses ist auch eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit aller am und mit dem Pferd arbeitenden Personen wie Besitzer/Pfleger/Reiter, Tierarzt, Zahnarzt, Schmied und Sattler.